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Heidenmauer - Keltische Höhensiedlung (Kurzfassung)

Heidenmauer in Bad Dürkheim (Luftbild 14.09.2007)

Die Reste der keltischen Siedlungsanlage „Heidenmauer“ (L) liegen auf dem rund 300 Meter hohen Kastanienberg, oberhalb des Steinbruchs, gegenüber der Limburg (R), in Bad Dürkheim. Die Grabungen laufen seit Sommer 2004 innerhalb eines Schwerpunktprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Frühkeltische Fürstensitze“, unter dem Grabungsleiter Dr. Kreckel. Man nimmt an, dass die Anlage um 500 v. Chr. (+/- 20) Jahre gebaut wurde (späte Hallstattzeit). Sie gilt damit als erste nachvollziehbare Stadtgründung in der Pfalz. Allerdings war sie nur über einen einphasigen Zeitraum, etwa 30 bis 40 Jahre, besiedelt gewesen und wird von den Archäologen als Handels- und Handwerkszentrum interpretiert.

Situation um ca. 500 v. Chr. (Rekonstruktionsversuch)

Wallanlage

Heidenmauer in Bad Dürkheim (Luftbild 14.09.2007)

Die 26 ha große Anlage war  von einer 2,5 km langen und etwa 6 bis 8 m hohen Mauer, in Form eines gespannten Bogens, umgeben. Fast die Hälfte der Mauerlänge wurde zusätzlich durch einen vorgelagerten Graben geschützt.


 

Kleines Modell der Pfostenschlitzmauer.

Die Konstruktion der Mauer war nicht einheitlich. Zum Teil findet man Abschnitte mit einer Pfostenschlitzmauer, dann wiederum Bereiche ohne Pfosten. Die Konstruktion der Pfostenschlitzmauer bestand aus einem Holzrahmen mit senkrechten Pfosten, verbunden mit Querbalken. Dieses Gerüst war gefüllt mit Bruchsteinen und Sand. Von der Außenseite her war die Mauer mit einer Trockenmauer, ohne Bindmittel, verblendet. 

Heute ist nur noch ein ca. 4 bis 6,5 m breiter Wall von der gewaltigen Mauer erkennbar.

Wall (Osten)

Wall (Nordwest)

Wall (Nordwest)

Wall (Südost)

Die Heidenmauer wurde erstmals von Christian Mehlis in den Jahren 1874-1875 eingehend untersucht und dokumentiert. In den Jahren 1937-1939 fanden an verschiedenen Stellen des Ringwalls die ersten "ordentlichen" Grabungen -  im Auftrag des "Reichsführers SS" durch das "Ahnerbe" - statt. Die Gesamtleitung der Grabung lag damals in den Händen des SS-Obersturmführers Hans Schleif. Die Arbeiten vor Ort wurden von dem SS-Scharführer Löhausen geleitet. Von 2004-2006 wurde von der Archäologischen Denkmalpflege Speyer erneut Grabungen unternommen und zwar im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Schwerpunktprogramms "Frühkeltische Fürstensitze". Der Grabungsleiter war Prof. Dr. Helmut Bernhard. Die örtliche Grabungsleitung lag in den Händen von Dr. Thomas Kreckel.

Wall (Südost)

Wallanlage - Wallschnitt und Wallprofile nach Christian Mehlis (1875)

Die Ausgrabung (1874/1875) auf der Heidenmauer fand im Auftrag des Dürkheimer Altertumsvereins statt. Grabungsleiter waren Böckler (Ingenieur), Hurst (Geometerassistent) und der 24 Jahre alte Mehlis (Student). Die Zeichnungen der Situation und der Profile wurden von Böckler ausgeführt. Gensheim fertigte die Zeichnungen der Scherbenfragmente und der meisten übrigen Objekte an. Die Flächen- und Seitenberechnungen lieferte nach Katasterplänen Bezirksgeometer Fraas. Der Grabungsbericht wurde von Mehlis veröffentlicht: Studien zur ältesten Geschichte der Rheinlande. 2. Abteilung. Die Ringmauer bei Dürkheim und ihre Umgebung, Leipzig, 1876. Es sind fünf Bildtafeln enthalten. Darunter die "Situation der Ringmauer", vier Profile des Walles, ein Grabungsschnitt und zahlreiche Abbildungen der Funde. Ein ausführlicher Bericht zu den Ausgrabungen von Mehlis ist in Vorbereitung.

Maßstäbe der Wallprofile:
Längen 1:1000, Höhen 1:400.

Wallschnitt J - K (1874)

Wallprofil  A - B

Wallprofil C - D

Wallprofil E - F

Das Profil G-H liegt an der am Grabenauslauf befindlichen „Schlussbastion“. An dieser Stelle senkt sich das Plateau nordwestlich steil in das zur Isenach abfallende Schindtal, während der nicht minder steile Abhang südwestlich direkt zum Isenachtal herabstürzt. An den Eckpunkten zwischen den beiden Tälern hat die aus Bruchsteinen bestehende „Doppelmauer“ ihre entschiedenste Durchbildung. Vom Graben aus erhebt sich der erste Wall in eine Höhe von 8,80 m

Wallprofil G - H

auf eine Basis von 36 m, daran schließt sich mit einer neuen Erhebung von 4,30 m auf 31 m Grundfläche der zweite Steinwall, sodass die Gesamthöhe der beiden Wälle vom Graben aus, den jedoch ebenfalls noch aufgeschwemmter Humus bedeckt, 11,10 m auf eine Gesamtbasis von 77 m beträgt. Der zweite Wall fällt nach innen auf 14,50 m mit 1,80 m (Mehlis 1876, 9).

Wallanlage - Wallschnitte 1 und 2 nach Schleif (1938)

Wallabschnitt 1 südöstlich der Ostecke
(Schleif, 1938)

Anhand der 0,75 m eingetieften Pfostenlöcher, hatte die Postenschlitzmauer an dieser Stelle eine Breite von 4,90 m.  Die Mauerhöhe (ca. 7,75 m) konnte aus der noch vorhandenen Schuttmenge berechnet werden. 2,70 m hinter der rückwärtigen Mauerschale wurden in der Grabungsfläche zwei Pfostenlöcher nachgewiesen, die zu einem Wehrgang oder Ähnlichem gehört haben könnten.

Wallabschnitt 1 südöstlich der Ostecke. Rekonstruktionsversuch nach Wallschnitt 1 (Schleif, 1938).

Wallabschnitt 1 südöstlich der Ostecke. Rekonstruktionsversuch nach Wallschnitt 1 (Schleif, 1938).

Am Wallschnitt 2 konnten noch die 1,50 m hohen Reste einer 8,10 m breiten  Pfostenschlitzmauer (ohne Rampenanschüttung) festgestellt werden. Zur Höhe der damaligen Mauer liegen  keine Informationen vor. An Hand der Schnittzeichnung beträgt der Querschnitt der Schuttmenge ca. 80 m². Die  Höhe der Mauer könnte daher ca. 10 m betragen haben. 

Wallabschnitt II nordöstlich d. Ostecke (Schleif, 1938)

Wallabschnitt 2 nordöstlich der Ostecke. Rekonstruktionsversuch nach Wallschnitt 2 (Schleif, 1938).

Bei den Ausgrabungen am Wallschnitt 2 konnte festgestellt werden, dass sich die Überreste der eigentlichen Mauer in der Senke zwischen den beiden Steinwällen befindet, und es sich also nicht um einen „Doppelwall“ handelt, wie es noch Mehlis vermutete, sondern um eine zweischalige „Pfostenschlitzmauer“, die außen mit „trocken“ gemauerten Steinschalen verblendet war. Die Tatsache, dass der Wallrest hier nicht – wie es bei vergleichbaren Mauern der Fall ist – unter einem „Wallscheitel“ liegt, kann möglicherweise damit erklärt werden, dass in der Mauerfüllung eine große Menge des hier anstehenden Sandes eingebracht worden war, der im Laufe der Zeit durch Regen ausgespült wurde. Der Steinschutt im Mauerinneren rutschte nach und so entstand die Senke (Bernhard/Kreckel, 2005, 7f).

Doppelwall (nordöstlich)

Toranlage

Toranlage der Heidenmauer (Ostecke) während der Freilegung (Luftbild 01.01.2003)

Die bisher einzige größere Toranlage der Heidenmauer (Ostecke) nach der Freilegung (2004).

Die Torgasse war 8,70 bis 9 m lang und 6,50 bis 7 m breit und von Mauerköpfen flankiert. Die Steinreihe in der Mitte der Einfahrt belegen, dass die Gasse zweigeteilt war. Über den zwei Fahrbahnen gab es wahrscheinlich ein hölzernes Torgebäude.
Über die Höhe gibt es z. Z. noch keine Angaben. Für die Rekonstruktion wurde, in Anlehnung an andere Mauerabschnitte, eine Höhe von 7 m gewählt.

 

Toranlage nach T. Kreckel (2006).

  Beispiel für eine Toranlage - Vorderfront 

Beispiel für eine Toranlage - Innenbereich

Funde und Befunde

Die Wissenschaft geht davon aus, dass das 26 Hektar große Gelände einmal flächig besiedelt war.
Die Keramikfunde, fast ausschließlich Handgearbeitetes, nur ganz wenige Stücke mit Drehscheibenspuren, entsprechen dem Übergang von der Späthallstadt- zur Frühlatènezeit. Wie auch das von "archaeoflug" gefundene Hiebmesser und das Rasiermesser aus Bronze.
Zudem wurden „Napoleonshüte“ (Reibsteine) gefunden (Dreieckige Sandsteinspitzen, die in den Boden gesetzt wurden, um darauf Korn zu mahlen).  

Keltische Innenbebauung?

Michael und Uli bei der Bergung von Keramikscherben.

Freilegung und Bergung

Freilegung und Bergung.

Fundstelle des Hiebmessers.

Hiebmesser während der Ausgrabung (in situ)

und nach der Reinigung.

Rasiermesser (Bronze)

Nicht bestätigte Rekonstruktion als Schmuckscheibe.

Hiebmesser und Rasiermesser im Heimatmuseum Bad Dürkheim.

Ausgräber nach getaner Arbeit

 

 

Dr. Kreckel, Uli und Michael

 

Rekonstruktionsversuch: Situation um ca. 500 v. Chr. (Heidenmauer und Limburg).

Quellen:
Bernhard/Kreckel: Frühe Kelten im Raum Bad Dürkheim, Mai 2005, S. 11.
Die Rheinpfalz, Nr. 264, 12.11.2004.; Nr. 30, 05.02.2005; Nr. 186, 12.08.2006.
Lenz-Bernhard, G.: Die frühkeltische Stadtanlage auf der Heidenmauer, in: Rieckhoff/Biel (Hrsg.), Die Kelten in Deutschland, Stuttgart 2001, S. 293.
Mehlis, C.: Studien zur ältesten Geschichte der Rheinlande. 2. Abteilung. Die Ringmauer bei Dürkheim und ihre Umgebung, Leipzig 1876.
www.fürstensitze.de, Bad Dürkheim, Laufende Arbeiten: Die Ergebnisse von der Heidenmauer bei Bad Dürkheim 2005/2006. Toranlage, Stand 2008.


Weiterführende Links:

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Frühe Zentralisierungs- und Urbanisierungsprozesse
Zur Genese und Entwicklung frühkeltischer Fürstensitze und ihres territorialen Umlandes

http://www.fuerstensitze.de

archaeoflug 2007/09


www.archaeoflug.de