P08488 - Villa rustica - Geoelektrische Prospektion

Ergebnisbericht zur Geoelektrischen Prospektion
16. und 18. März 2009 und September 2010

Ausgangssituation: 

Bei der Sommerbefliegung 2009 wurden mit dem Luftbildbefund „P08488“ die negativen Bewuchsmerkmale einer villa rustica entdeckt. Gut erkennbar auf dem Luftbild sind Lage und Grundform des Haupthauses (A), der rechte Eckrisalit (1), die Portikusfront (3), mehrere dahinter liegende größere und kleinere Räume und ein ca. 40 Meter östlich gelegenes Gebäude – Wirtschaftsgebäude (B).

Bild 1: Villa rustica - Luftbildbefund 2008

   

Undeutlich oder nur schemenhaft erkennbar sind:

  • Der linke Eckrisalit (2).

  • Die hintere Begrenzung (5) des Haupthauses (A), einschließlich der zu diesem Bereich gehörenden Räume.

  • Zwei zum Wirtschaftsgebäude  (B) parallel verlaufende Strukturen (14 und 15), die eventuell dem vermuteten Wirtschaftsgebäude (B) oder einem weiteren Gebäude zuzuordnen sind.

Bild 2: Haupthaus (A) - Luftbildbefund

Ziele der geoelektrischen Prospektion:

  1. Verifizierung der im Luftbildbefund bereits gut sichtbaren Strukturen (A und B).

  2. Aufschluss über die teilweise unklaren Strukturen 2, 5, 14 und 15.

  3. Aufschluss über weitere, eventuell an das Haupthaus (A) oder an das Wirtschaftsgebäude (B) angrenzende, Befunde.

Bild 3: Wirtschaftsgebäude (B) - Luftbildbefund

Prospektionsergebnisse

Bild 4: Haupthaus (A) - Geoelektrische Prospektion (2009)

Bild 5: Wirtschaftsgebäude (B) - Geoelektrische Prospektion (2009)

Ziel 1:

Die im Luftbild bereits erkennbaren Strukturen wurden weitgehend bestätigt. 

Die Lage und der Umriss des linken Risaliten (2) sind deutlich zu erkennen. Unklar bleibt im Prospektionsergebnis der Geoelektrik die Lage der rechten Außenmauer (6) der Villa. Es scheint, dass diese Mauer fast eine gemeinsame Fluchtlinie mit der rechten Risalitmauer  (1a) bildet. Dieser Befund ist jedoch nicht klar erkennbar, da wie es scheint eine größere Versturzmenge die Außenmauer überdeckt.

Der am rechten Ende der hinteren Außenmauer erkennbare rechtwinklige Maueransatz (7) weist ebenfalls auf die Existenz der vermuteten rechten Außenmauer hin. Im Gegensatz zu dieser angenommenen rechten Abschlussmauer (6), weist die linke Abschlussmauer (4) einen deutlichen Versatz hinter dem Eckrisaliten (2) auf. Der Grundriss der Villa wäre nach dieser Befundlage somit nicht symmetrisch.


Unklar bleibt auch eine im Luftbild (Bild 2) sichtbare Struktur (8), die zunächst als rechte Außenmauer angenommen wurde. Diese Struktur (Mauer) verläuft spiegelsymmetrisch zur nachgewiesenen linken Außenmauer und ergäbe somit einen symmetrischen Grundriss des Haupthauses. Im geoelektrischen Befund ist die Struktur (8) jedoch nicht einmal ansatzweise zu erkennen. Wir gehen deshalb davon aus, dass nur ein Fehler in der geoelektrischen Messung - eines ca. 2,50 m breiten Streifens - zu dem negativen Befund geführt hat.

Ebenso unklar bleibt die Deutung einer flächigen Struktur (9) innerhalb  und (10) hinter  dem linken Eckrisaliten (2). Hier scheint die Annahme einer größeren Versturzmenge am plausibelsten. Das Vorhandensein eines Kellers oder Fußbodens (9) ist zwar nicht gänzlich auszuschließen, jedoch ist eine dafür ausreichende Flächigkeit nicht vorhanden.

 

Bild 6: Herrenhaus - Geoelektrische Prospektion

Bild 7: Herrenhaus - Bearbeiteter Luftbildbefund

Nachtrag: Im Herbst 2010 stellte sich bei einer zufälligen Überprüfung der Messdaten heraus, dass sich im hier besprochenen Bereich tatsächlich ein Messfehler eingeschlichen hat. Die korrigierten Messergebnisse zeigen wie erwartet einen völlig symmetrischen Aufbau der Villa.

Nachtrag Bild 4: Haupthaus (A) - Geoelektrische Prospektion (2009) mit korrigierten Messdaten 2010

Ziel 2:

Alle unklaren Strukturen 2, 5 14 und 15 (Bild 6 u. 8) konnten geoelektrisch geklärt werden. Der linke Eckrisalit (2), und die hintere Begrenzung des Haupthauses einschließlich der davor liegenden Räume (5) sowie das Wirtschaftsgebäude (B) wurden eindeutig erfasst. Die gut sichtbaren flächigen Merkmale (11 – Badbereich?) und (12)  (Bild 6) deuten auf einen beheizbaren Fußboden hin, wobei nicht ausgeschlossen ist, dass es sich bei dem Merkmal (11) auch um einen Keller mit Treppenabgang handeln könnte.

Die Struktur (14) ist eindeutig dem Wirtschaftsgebäude (B) zu zuordnen und bildet dessen linke Außenmauer. Bei der zunächst parallel verlaufenden und dann nach links abknickenden Struktur (15), handelt es sich möglicherweise um die Reste eines weiteren Gebäudes. Ein baulicher Zusammenhang mit dem Wirtschaftsgebäude (B) scheint nicht zu bestehen.

Bild 8: Wirtschaftsgebäude - Geoelektrik

Bild 9: Wirtschaftsgebäude - Luftbildbefund

Ziel 3:

Direkt vor der Portikusfront (3 - Bild 6), etwas nach rechts versetzt, ist ein weiterer Befund (13) erkennbar (Bild 6). Möglicherweise handelt es sich hierbei um einen Brunnen oder den Sockel einer Statue. Ein Abwasser-Revisionsschacht scheidet nach Befundlage aus, da keine daran anschließende Struktur einer Leitungsführung zu erkennen ist.

Zusammenfassung - Stand März 2009

Bild 10: Villa rustica (P08488) - Lageplan mit den geoelektrischen Prospektionsergebnissen (2009)

Weiterführende Links:

P08488 - Villa rustica

Luftbildbefunde

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P08488 - Villa rustica

Rekonstruktionsversuch

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Geoelektrische Prospektion


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Messergebnis - Verarbeitung - Nachbearbeitung
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Weitere Beispiele zu unserer geoelektrischen Prospektionsarbeit

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Technische Ausrüstung

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