P07116 - Gräberfeld

Bild 1: Gräberfeld mit zwei von drei Kreisgrabenanlagen (Luftbild 25.05.08)

Bereits im Sommer 2006 konnten wir die ersten Hinweise auf ein Gräberfeld mit drei unterschiedlich großen Kreisgrabenanlagen feststellen. Das Areal wurde in der Folge regelmäßig mit der Hoffnung angeflogen, weitere Kreisgräben in der unmittelbaren Nähe und die Spuren einer dazugehörigen Siedlung zu entdecken. Es dauerte aber fast zwei Jahre, bis wir weitere Strukturen des Gräberfeldes dokumentieren konnten. Im Sommer 2008 gelangen uns die ersten Aufnahmen von zwei rechteckigen und einer trapezförmigen Einfriedung. Zusätzlich konnte eine Vielzahl von Gruben und eine ca. 250 Meter lange Grubenreihe (pit alignment) entdeckt werden. Weitere eindeutig belegbare Kreisgräben traten nicht auf. Über den Zusammenhang der einzelnen Elemente und die Zeitstellung des Gräberfeldes gibt es zur Zeit keine gesicherten Erkenntnisse.

Kreisgräben

Bild 2-1:  Kreisgräben (Luftbild 06.05.07)

Das Luftbild zeigt die Bewuchsmerkmale von drei unterschiedlich großen Kreisgrabenanlagen, die auf einer NO-SW ausgerichteten Achse liegen. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um die Umfriedungen von ehemaligen Gräbern, die ursprünglich aus einem hoch aufgeschütteten Erdhügel (Hügelgrab) und einem umlaufenden Kreisgraben bestanden. Durch die intensive landwirtschaftliche Tätigkeit wurden diese Hügelgräber eingeebnet und sind daher oberirdisch nicht mehr sichtbar. Aus der Luft können diese Gräber aber häufig, abhängig von der ehemaligen Grabenbreite, der Bewuchshöhe und des Fruchtanbaus, durch ein positives ringförmiges Bewuchsmerkmal über den verfüllten Gräben erkannt werden.

Der unterschiedliche Fruchtanbau war 2007 auch die Ursache dafür, dass von der linken Grabenanlage nur ein kleiner Teil des Kreisgrabens erfasst werden konnte. 2008 änderte sich der Fruchtanbau. Der Kreisgraben war nun vollständig im Getreide sichtbar. Leider hat sich aber auch im gleichen Jahr der Fruchtanbau im Bereich des Doppelgrabens geändert. Die Grabanlage mit dem Doppelgraben konnte  daher in den Luftbildern von 2008 nicht mehr dokumentiert werden (Bild 1). 

Bild 2-2: Kreisgräben (Luftbild 06.05.07)

Zur besseren Ansprache der drei Kreisgräben werden sie in der folgenden Ausführung (von links nach rechts) mit den Ziffern 1-3 bezeichnet. Die Abmaße der beobachteten Strukturen beruhen auf Schätzwerten. Als Vergleichsmaßstab dient die auf dem Acker sichtbare Traktorenspurbreite von ca. 1,80 m. Danach ergibt sich für die Doppelgrabenanlage (1) ein Durchmesser von ca. 33 m, für den Kreisgraben (2) ca. 16 m und für den Kreisgraben (3) einen Durchmesser von ca. 25 m.    

Bild 2-3: Doppelgraben u. kleinerer Kreisgraben

Bild 2-4: Doppelkreisgrabenanlage

Die größte Grabenanlage (1) - wenn es sich überhaupt um eine Grabanlage handelt - ist von zwei relativ schmale Kreisgräben (Doppelgraben) begrenzt um wahrscheinlich die Bedeutung der hier begrabenen Person  zusätzlich zu unterstreichen. An einer Stelle sind die beiden Kreisgräben unterbrochen um bei rituellen Handlungen zum Hügelgrab zu gelangen. Nach den Bewuchsmerkmalen (höherer Bewuchs) an dieser Stelle und im Vorfeld der Anlage zu urteilen, handelte es sich möglicherweise um eine leicht eingetiefte Erdbrücke.

 

Die Bewuchsmerkmale des mittelgroßen (3) und kleinsten Kreisgrabens (2) deuten auf einen breiteren und tieferen Graben hin. Auffällig ist das scharf kantige Bewuchsmerkmal im Innenbereich, dem Standort des ehemaligen Hügelgrabes, das auf eine Grube hinweist (Bild 2-6 u. 2-7). Offen bleibt, ob diese Grube ein Beleg dafür ist, dass das Hügelgrab vom damaligen Graben aus angegraben und ausgeplündert wurde.

 

Bild 2-5: Kleinerer Kreisgraben (Luftbilder 03.06.07)

Von der dritten Grabanlage (3) konnte 2007 nur ein kleines Kreisgrabensegment dokumentiert werden. Das größere Teil der Anlage lag auf einer Ackerfläche, dessen Bewuchs keine für die Luftbildarchäologie auswertbare Bewuchsmerkmale bildet. Erst 2008, als auch dieser Bereich mit Weizen bepflanzt war, konnte auch der dritte Kreisgraben vollständig erfasst werden (Bild 2-6).

Bild 2-6: Kleiner und mittelgroßer Kreisgraben mit Bombenkrater am rechten Bildrand (Luftbild 25.05.08)

Bild 2-7: Kreisgräben (2 u. 3)

Bild 2-8: Kreisgräben (überarbeitetes Luftbild)

Deutlich sind in der Innenfläche des dritten Kreisgrabens (3) die Bewuchsmerkmale von zwei großen und zwei kleineren runden Gruben auszumachen. Scheinbar wurde diese Kreisgrabenanlage zur Beisetzung von vier gleichzeitig verstorbenen Personen angelegt. Ebenfalls gut ist das grubenförmige Kreissegment in dem kleinen Kreisgraben (2) zu erkennen.

Eine vierte, fünfte oder sechste Kreisgrabenanlage?

Es hat den Anschein, dass sich  zwischen den beiden gut sichtbaren Kreisgräben (2, 3) ein, zwei oder auch drei weitere kreisförmige Strukturen befinden (Bild 2.7 u. 2.8). Möglicherweise handelt es sich dabei um mindestens einen weiteren Kreisgraben mit mehreren Beisetzungen (Luftbildanalyse). Die Strukturen sind aber noch zu ungenau - insbesondere die zwei sich überschneidenden Kreisgräben - um sie zur Zeit eindeutig als Grabanlagen anzusprechen.

Rituelle Bereiche?

Der Doppelkreisgraben (1) und der kleine Kreisgraben (2) weisen beide im nordöstlichen Bereich vor der Anlage ungewöhnliche positive Bewuchsmerkmale auf (Bild 2-3). Dabei könnte es sich jeweils um eine zufällige Bodenanomalie handeln, aber auch um einen, mit den Grabanlagen in Verbindung stehenden abgegrenzten „sakralen“ Bereich. Insbesondere im Vorfeld des Doppelgrabens können eine Reihe von Gruben beobachtet werden, die ein rechteckiges Muster ergeben.  (Luftbildanalyse). Auch bei der dritten Grabanlage (3) fällt im Vorfeld ein flächiges (negatives) Bewuchsmerkmal auf, das bei näherer Betrachtung (Bild 2-3 und 2-4) eine trapezförmige Fläche ergibt  (Luftbildanalyse).
Das gleichzeitige Auftreten der Merkmale im Vorfeld der Gräber kann im Grunde kein Zufall sein. Die Vorstellung eines sakralen Bereiches zur Durchführung ritueller Handlungen (Ahnenverehrung) ist daher nicht ganz auszuschließen.

Bild 2-9: Trapezförmige Fläche vor Kreisgraben 3

Rechteckige Einfriedungen

Bild 3: Rechteckige Einfriedungen (Luftbild 29.05.08)  Luftbildanalyse

Im oberen linken Bildbereich ist deutlich eine von einem Graben begrenzte rechteckige Grabenanlage zu erkennen. Es handelt sich dabei möglicherweise nur um den Teil einer damals größeren eingefriedeten Grabanlage. Auch im rechten Bereich lässt sich eine rechteckige Struktur ausmachen. Sie kann aber nicht zweifelsfrei als eine umfriedete Fläche interpretiert werden.  Es hat eher den Anschein, dass die Struktur durch parallel verlaufende große Gruben gebildet wird und nicht durch einen zusammenhängenden Graben. Bei der hellen kreisförmigen Struktur (linker Bildrand) handelt es sich wahrscheinlich um einen Bombenkrater.

Trapezförmige Einfriedung

Bild 4-1: Trapezförmige Einfriedung (Luftbild 25.05.08)

Zu den interessantesten Elemente dieses Gräberfeldes zählt eine erstmals im Sommer 2008 entdeckte trapezförmige Struktur und eine offensichtlich dazugehörige Grubenreihe.

Bild 4-2: Trapezförmige Einfriedung (Luftbild 25.05.08)  Luftbildanalyse

Die trapezförmige Struktur ist zwar nicht vollständig im Luftbild dokumentiert, aber die noch sichtbaren Gräben/Rinnen lassen den Schluss zu, dass es sich einmal um eine trapezförmige Einfriedung gehandelt hat.  Mit einer Länge von ca. 72 m und einer Breite von ca. 64 m (nach Vergleichsmaßstab "Traktorenspurbreite" 1,80 m) muss es sich um einen bedeutenden Platz gehandelt haben, der möglicherweise mit einem Palisadenzaun umgeben war. Hinweise auf ein zentrales Grab (Hügelgrab) gibt es nicht. Einzig eine kreissegmentförmige Struktur (Bild 4-1 u. 4-2) im Bereich einer Ecke der Trapezfläche, bietet Raum für Spekulationen. Auch einen Bezug zu dem Kreisgraben (3), der teilweise über der angesprochenen "kreissegmentförmigen Struktur" liegt, kann zur Zeit nicht angenommen werden.
Als markante Bezugselemente bleiben nur die gut sichtbaren ovalrunden/rechteckigen Gruben, die bis auf wenige Ausnahmen alle genau auf der Mittelachse (N-S) der gedachten Trapezinnenfläche liegen.   Die Gruben sind ca. 3 m lang und könnten als Körpergräber interpretiert werden, deren Lage oberirdisch gut sichtbar mit einem Hügel oder Pfosten markiert waren.  Ihre ausgerichtete, zentrale Lage in der umfriedeten Fläche sprechen für eine herausgehobene Bedeutung für die damalige Bevölkerung. Berücksichtigt man in diesem Zusammenhang die Größe der umfriedete Fläche,  dann ist an dieser Stelle ein Kultplatz vorstellbar, der zu bestimmten Anlässen, von einer großen Anzahl von Menschen zur Ausübung ritueller Praktiken genutzt wurde. Die Annahme ist natürlich sehr spekulativ. Es gibt aber weitere Hinweise darauf, dass die trapezförmige Umfriedung einem kultischen Zweck gedient haben könnte.

Grubenlinie (pit in line)

Bild 5-1: Grubenreihe (Luftbild 25.05.08)

Verfolgt man die in der Mittelachse der trapezförmigen Einfriedung angeordneten Gruben in nördlicher Richtung, dann lassen sich weitere Gruben feststellen,  die über eine Länge von ca. 250 m als ausgerichtete Grubenreihe (pit aligment) im Luftbild auszumachen ist. 

Bild 5-2: Grubenreihe (Luftbild 25.05.08)

Bild 5-3: Grubenreihe (Luftbild 25.05.08)

Möglicherweise handelt es sich sogar um mindestens zwei parallel angeordnete Grubenreihen (Bild 5-4), die offensichtlich in einem direkten Zusammenhang mit der trapezförmigen Einfriedung stehen. Auffällig ist die Größe und der Abstand der ovalrunden Gruben (Bild 5-5), die mit einer Länge von ca. 2 m als Körpergräber interpretiert werden können. Geht man davon aus, dass diese Gruben einmal z. B. mit einem Hügel und/oder Pfosten in der Landschaft gekennzeichnet waren, ist ein  "Prozessionsweg" vorstellbar, der vielleicht auch in einem astronomischen  Kontext zu sehen ist.

Bild 5-4: Grubenreihe (Luftbild 29.05.08)  Luftbildanalyse

Bild 5-5: Grubenreihe (Grubenabstand)

Zusammenfassung

Bild 6: Zusammenfassung (Stand 2008)

Die drei Kreisgräben und die trapezförmige Fläche mit der Grubenreihe bildeten offensichtlich jeweils eine funktionale Einheit.  Einen kulturellen Zusammenhang und damit auch ein zeitgleiches Nebeneinander ist daher nicht ohne weiteres abzuleiten. Diese Annahme ist, wie die oben gemachten Ausführungen, aber nur spekulativ. Hier sind der Luftbildarchäologie enge Grenzen gesetzt. Letzten Endes kann nur eine professionelle archäologische Untersuchung des Gräberfeldes fundierte Aussagen zu den gemachten Befunden liefern.

Neue Prospektionsergebnisse

Neues Erdwerk (Einfriedung) - Stand: 10.10.2008

Bild 7-1: Luftbild 3067 - 1) Neues Grabenwerk; 2) Bekannte Kreisgräben; 3) Neuer Kreisgraben?

Bild 7-2: Luftbild 3067 - Neues Grabenwerk (trapezförmige Einfriedung?)

Neuer Kreisgraben - Stand: 19.08.08

Bild 8: Luftbild 5161 (19.08.08) - 1) Neuer Kreisgraben; 2) Bekannte Kreisgräben

Die Annahme, dass sich in dem mit "3" markierten Bereich (s. Bild 7-1) ein weiterer Kreisgraben befindet, konnte bestätigt werden (s. Bild 8 - Pos. 1).

Zwei rechteckige Gruben vor dem Doppelkreisgraben - Stand: 23.05.09

Bild 9.1: Rechteckige Gruben (LB. 23.05.09)

Bild 9.2: Rechteckige Gruben

Im Bereich vor dem Doppelkreisgraben (vgl. Bild 2-3f) können deutlich zwei rechteckige Gruben (ca. 2,30 x 1,80 m) dokumentiert werden - Gräber?.  Die neuen Luftbilder stützen auch die These, dass es sich bei den im Vorfeld befindlichen Strukturen nicht um zufällige Bodenanomalien handelt, sondern um einen - mit der Grabanlage in Verbindung stehenden - abgegrenzten „sakralen“ Bereich.

Neuer Kreisgraben - Stand: 25.04.2010

Bild 10-1: Luftbild 7379 - Neu entdeckter Kreisgraben

Bild 10-2: Luftbild 4366 - Neu entdeckter Kreisgraben

Bild 11: Zusammenfassung - Stand: 2010

archaeoflug 2008/09/10


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