Test


Linearbandkeramik - Langhaus (Rekonstruktionsversuch)

Bandkeramische Siedlungsstelle  im 5. Jahrtausend vor Chr.

Mit dem Übergang vom lediglich „aneignenden“ Nahrungserwerb durch Jagen und Sammeln zur Nahrung „produzierenden“ bäuerlichen Wirtschaftsform vollzog sich Mitte des 6. Jahrtausend vor Chr. in Mitteleuropa ein Prozess, der die entscheidende Grundlage für unsere heutige Zivilisation prägte (Sperber 1995,12; Bernhard, 24).  Die grundlegenden neuen Errungenschaften, der als Jungsteinzeit (Neolithikum) bezeichneten Epoche, waren Ackerbau, Viehzucht, Töpferei, Sesshaftigkeit sowie verbesserte Steinwerkzeuge, wie z. B. Beile mit einer geschliffenen Steinklinge.

Ins westliche Mitteleuropa gelangten Ackerbau und Viehzucht aus zwei Richtungen: zum einen in eher dünner Strömung von Südwesten mit der „La-Hoguette-Gruppe“, zum anderen, etwas später, massiv von Osten und den großen mitteleuropäischen Flussläufen folgend durch die Träger der bandkeramischen Kultur. Am Rhein und Neckar trafen die beiden Strömungen aufeinander. Die westliche Strömung ist die etwas ältere. Spätestens ab etwa 5500 v. Chr. (vielleicht aber auch schon ein bis zwei Jahrhunderte früher) ist sie mit der Keramik der La-Hoguette-Gruppe verbunden, die typogenetisch aus Südfrankreich herzuleiten ist. Teile dieser Bevölkerung bauten bereits Getreide an und hielten Schafe und Ziegen. Im ganzen allerdings war die La-Hoguett-Gruppe noch stark der wildbeuterischen Tradition verpflichtet (vgl. Sperber 1995, 13).

Im Gegensatz dazu trat die von Osten kommenden ebenfalls gegen 5500 v. Chr. an den Rhein vorstoßenden "Bandkeramiker" als vollbäuerliche und über ihr riesiges Verbreitungsgebiet „einheitliche Kultur“ in Erscheinung: mit aufwendigem massivem Hausbau, beeindruckenden Erd- und Grubenwerken (Herxheim), mit einheitlicher Standortwahl ihrer Gehöfte und Weiler, mit Schaf, Ziege, Rind, und Schwein als Haustiere, mit Einkorn, Gerste, Erbse, Linse und Lein als Kulturpflanzen, mit spezialisiertem Gerät und Werkzeug für Rodung, Holzbearbeitung, Ackerbearbeitung und Ernte, sowie der Keramik, den Grabsitten und außergewöhnlichen Bestattungsriten (Herxheim) . Die Jagd und das Sammeln von Wildfrüchten waren für die Ernährung dieser Menschen nur noch von ergänzender Bedeutung (vgl. Sperber 1995, 13).

Ausgrabung in Herxheim (Stand 2007)

Die erste große Bauernkultur der Jungsteinzeit (Neolithikum) wird nach der charakteristischen bandartigen Musterung aus runden und eckigen Spiralbogenlinien ihrer Tonwaren Linienband-, häufig auch Linearband- oder einfach Bandkeramikkultur genannt. In erstaunlich kurzer Zeit breitete sich die linearbandkeramische Kultur über Mitteleuropa aus. Möglicherweise haben die „einheimischen“ mesolithischen (mittelsteinzeitlichen) Jäger und Sammler, die als dritte Gruppe in unserer Region lebten, die neolithische Lebensweise rasch übernommen und so die Ausbreitung der bäuerlichen Kultur beschleunigt.

Zeitliche Einordnung

La Hoguette
Linienbandkeramiker

5500 - 4950 v. Chr.

Hinkelsteingruppe

5050 - 4900

Großgartacher Kultur

4900 - 4700

Rössener Kultur

4600 - 4400

Bischheimer Gruppe

4400 - 4200

Michelberger Kultur

4440 - 3400

Schnurkeramiker

ab 2800

Glockenbecherkultur

2500 - 1800

Siedlungswesen

Grundlage der Linearbandkeramiker waren Ackerbau und Viehzucht, die Sesshaftigkeit erforderte und zugleich ermöglichte. Ihre Siedungen entstanden bevorzugt auf Lößböden in Gewässernähe. Mit zunehmender Verdichtung der Besiedlung wurden auch ungünstigere Lebensräume erschlossen. Die aus Eichen und vor allem Linden zusammengesetzte Mischwälder, die das Land noch flächig bedeckten, wurden mit großer Mühe umfangreich gerodet, um Acker- und Bauland, Bau- und Feuerholz zu gewinnen. Als Siedlungsformen treten Einzelhöfe ebenso auf wie größere Häuseransammlungen.

Zum Siedlungswesen der Bandkeramiker gibt es unterschiedliche Vorstellungen (vgl. Kuckenburg 2000, 66-71). Früher wurden große Siedlungen mit relativ eng beieinanderliegenden Häusern angenommen, denn oftmals stellt man fest, dass die Hausgrundrisse direkt nebeneinander liegen oder sich sogar überlagern. Heute geht man davon aus, dass die Häuser weiträumig und mit teilweise beträchtlichen Abständen voneinander über ein größeres Areal verstreut lagen. Wurde eines dieser Häuser baufällig dann gab man es auf und errichtete in seiner unmittelbaren Nachbarschaft oder anderenorts innerhalb der freien Fläche ein neues Gebäude, so dass im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte das ganze Siedlungsareal dicht mit Bauspuren, aus unterschiedlichen Perioden, bedeckt wurde. In diesem stetig verlaufenden Prozess des Neubaus und der Verlegung könnte die Ursache für die bemerkenswerte Größe vieler bandkeramischer Siedlungsstellen liegen, die man heute noch feststellen kann.
Nach diesem Erklärungsansatz des holländischen Prähistorikers Modderman, waren die Siedlungsstellen daher wahrscheinlich zu keinem Zeitpunkt ständig vollständig von Gebäuden und Grundstücken besetzt. Die Siedlung ging quasi ganz allmählich und stetig über das Gelände hinweg (vgl. Kuckenburg 2000, 70).

Hausbau

Die Bauern der bandkeramischen Kultur errichteten massive rechteckige Pfostenbauten, für die es in anderen neolithische Kulturen keine Vorbilder gab, die also eigene Entwicklungen waren. Der bandkeramische Langbau war bis zu 45 Meter lang und hatte eine Breite von 5 bis 8 Metern. Vereinzelt sind auch noch größere Langhäuser bekannt. Die kleineren Bauten waren etwa 20 Meter lang und ca. 5 Meter breit. Mehrfach sind Zäune belegt, die direkt an das Haus anschließen und so einen Hofbereich abgrenzen. Diese Häuser können nur in Gemeinschaftsarbeit errichtet worden sein. Man kann daher annehmen, dass die ersten neolithischen Siedler bereits über ein entwickeltes Sozialsystem verfügt haben.

Bauprinzip

Die Konstruktion der Langhäuser war von recht einfacher Art und bestand in der Regel aus fünf Längspfostenreihen. Drei parallele Pfostenreihen aus dicken Eichenpfosten standen im Inneren des Hauses und trugen die schwere Dachkonstruktion (Firstdach), während die beiden äußeren zu Wandkonstruktion gehörten. Dachüberstände an den Giebel- und Längsseiten können angenommen werden. Über die Dachneigung und die Höhe der Pfosten gibt es keine  Erkenntnisse. Obwohl unterschiedliche Hausgrundrisse bekannt und auch angenommen werden können ist es erstaunlich, dass sich bei den Häusern dieser frühesten Ackerbauern ein fast schon einheitliches Konstruktionsprinzip über weite Teile Europas nachweisen lassen.

Ausrichtung

Die Ausrichtung der Häuser wurde den klimatischen Verhältnissen im Siedlungsgebiet angepasst. Häufig waren sie so gebaut, dass die Schmalseite in nordwestliche und südöstliche Richtung zeigte. Die Giebelseite mit dem angenommenen Haupteingang war nach Süden oder Südosten ausgerichtet. Im Norden oder Nordwesten war die wetterexponierte Hausseite, die zum Schutz vor Regen und Windböen mit einem palisadenartigen Wandabschluss versehen wurde.

Inneneinteilung

Wie die Inneneinrichtung aussah und genutzt wurde, ist weit gehend unbekannt. Hinweise geben lediglich die noch sichtbaren und rekonstruierbaren Postenstellungen der ergrabenen Hausgrundrisse. Danach kann man davon ausgehen, dass die größeren Häuser in drei baulich und wohl auch funktional unterschiedliche Bereiche, „Wohnen, Arbeiten und Lagerung“, gegliedert waren. Die Haltung von Vieh in einem dieser Bereiche konnte bisher noch nicht nachgewiesen werden und gilt auch als unwahrscheinlich. Neben den Großbauten existierten auch kleinere Häuser, denen der „Speicherraum“ im Südosten fehlte. Auch Häuser, die nur aus dem Mittelteil, also dem „zentralen Wohn- und Arbeitsbereich“ bestanden, sind bekannt. Welche funktionalen und sozialen Differenzierungen sich hinter diesen unterschiedlichen Gebäudetypen verbargen, ist bislang völlig ungeklärt (vgl. Kuckenburg 2000, 65).

Südostteil

Mittelteil

Nordwestteil

Nordwestteil

Einen Nordwestteil mit u-förmig umlaufendem Wandgräbchen, in dem vermutlich eine Holzbohlen- oder Spaltholzwand verankert war. Die Giebelseite könnte dabei vollständig mit Spaltholz verkleidet gewesen sein. Dieser palisadenartige Bereich war dadurch besonders geschützt und diente daher möglicherweise zum Aufbewahren des wertvollen Erntegutes. Auch an eine Mitbenutzung als Schlaftrakt ist aus gleichen Gründen vorstellbar.

Mittelteil

Der zentrale Bereich ist gekennzeichnet durch i. d. R. weiter auseinanderstehende Dachträger (jüngere Liniearbandkeramik), oder einer früheren Variante mit einer Y-förmigen Pfostenanordnung im Mittelteil. Die so geschaffene größere Beweglichkeit in diesem Teil könnte als Arbeits- und zentraler Wohnbereich genutzt worden sein. Mit einer zentralen Feuerstelle ist dieser Bereich wahrscheinlich in den kalten Wintermonaten auch als Schlafbereich genutzt worden.

Frühere Variante (ältere Linearbandkeramik) mit einer Y-förmigen Pfostenanordnung im Mittelteil.

Südostteil

Im Südostteil, dem Eingangsbereich, finden sich häufig auffällige Doppelpostenstellungen. Man vermutet, dass die zusätzlichen Pfosten das Fundament für einen erhöhten Zwischenboden waren. Über die Funktion dieser Zwischendecke kann nur spekuliert werden. Denkbar ist z. B. die Nutzung als Schlafbereich in den warmen Sommermonaten oder als Trockenspeicher.

Wände

Die Wände bestanden aus dünnen Pfosten und Flechtwerk. Die Flechtwerkwände wurden zwischen den Pfosten eingespannt und mit Lehm verkleidet. Die Pfosten hatten kein Fundament, sie waren lediglich in den Boden eingegraben. An der wetterexponierten Hausseite lassen sich häufig massive Wände aus aufrecht stehenden Rundhölzern und Spaltbohlen nachweisen. Auch diese Wände waren mit Lehm verputzt. Zum besseren Schutz gegen Feuchtigkeit wurden die Wände möglicherweise mit Kalkmilch angestrichen. Ungeklärt ist, ob die Häuser „Fenster“ oder zusätzliche Zugänge hatten. Möglicherweise war zumindest der Eingangsbereich zum Abzug der Rauchgase im Giebelbereich offen.

Hausbegleitende Gruben

Auf allen vor- und frühgeschichtlichen Siedlungsplätzen wurden Gruben in verschiedenen Formen und Größen ausgehoben, um sie anschließend für unterschiedliche Zwecke (Vorrats- und Speichergruben) zu nutzen.
Die Gruben und Gräben, die man sehr nahe an den Längswänden der Häuser findet, wurden wahrscheinlich angelegt um daraus den Lehm zum verputzen der Flecht- und Bohlenwände zu gewinnen. In nachgewiesenen Fällen waren diese länglichen Gruben bis zu 10 Meter lang, 2 Meter breit und 1,5 Meter tief. Später wurden diese Gruben für andere Zwecke benutzt und letztlich mit Abfall verfüllt. Bei den weiter entfernten Gruben handelte es sich möglicherweise um Vorratsgruben/Kellergruben, sogenannte Kesselgruben, die später ebenfalls als Abfallgruben genutzt wurden. Sie waren von runder bis ovaler Form, hatten eine schräge Wand mit einem geraden bis muldenförmigen Boden. Eine besondere Form der Grubennutzung ist in Herxheim zu beobachten.

Dachbedeckung

Über die Dachdeckung ist nichts bekannt. Es ist aber anzunehmen, dass das Dach (Satteldach) mit Schilf, Stroh oder Rinde gedeckt war.

Anzahl der Hausbewohner

Nur Vermutungen lassen sich darüber anstellen, wie groß die Bewohnerschaft eines solchen bandkeramischen Hauses war. Die ältere Forschung ging allein schon wegen der Gebäudegröße von einem oder mehreren Familien bestehenden Wohnverband oder einer Großfamilie aus und sprachen von regelrechten „Sippenhäusern“. Heute denkt man nur noch an eine Kleinfamilie von etwa fünf bis sieben Personen. Die Größe der Häuser erklärt sich bei diesem Ansatz aus ihrer Funktion als „Einhaushöfe“, die keine Nebengebäude besaßen, sondern bei denen Wohnen, Wirtschaften und Arbeiten, Verbrauch und Vorratshaltung unter einem Dach geschahen (vgl. Kuckenburg 2000, 65, 78f). Ob tatsächlich der „Kleinfamilienansatz“ der jungsteinzeitlichen Lebensrealität entsprach, darf an dieser Stelle angezweifelt werden.

Das Ende der Bandkeramik

Um 5000 v. Chr. löste sich der Kulturbereich der Linearbandkeramik scheinbar unter krisenhaftem Vorzeichen in eigenständige Regionalgruppen auf, die vermehrt in weniger günstige Ackerbaugebiete vordrangen und die „Neolithisierung“ des engeren Mitteleuropas vollendeten (Sperber 1995, 14). Funde deuten auf Spannungen innerhalb der Bandkeramik in dieser Zeit hin. So lassen sich „Massengräber“ mit von hinten erschlagenen oder erschossenen Individuen nachweisen (wie z. B. in Talheim). Bei den Tatwaffen handelt es sich um quer geschäftete Beile und Pfeile. Es ist also anzunehmen, dass die Täter ebenfalls Bandkeramiker waren. Manche Forscher sehen darin die Kennzeichen einer kollabierenden Gesellschaft, die durch die zunehmende Bevölkerung und Zersiedelung der Landschaft in eine Ressourcenverknappung geriet (vgl. Wikipedia 2008), die letztlich zu heftigen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen und Kämpfe um das Siedlungsgebiet führten. Als Beleg für diese gesellschaftliche Krise werden häufig auch die sogenannten „Erdwerke“ herangezogen, die wohl zu den eindruckvollsten Hinterlassenschaften der Linearbandkeramik gehören. Dabei handelt es sich um Anlagen mit Gräben, Wällen und Palisaden, deren Tordurchlässe manchmal auch nach den Himmelsrichtungen orientiert sind. Die Form der Anlagen ist nicht einheitlich. Manche sind kreisrund, andere elliptisch, wieder andere sind unregelmäßig rund. Eine Innenbesiedlung ist nicht in allen Anlagen nachgewiesen. Erdwerke gibt es seit der ältesten Linearbandkeramik, sie sind jedoch gerade in der jüngeren Linearbandkeramik häufiger. Zu der Frage, wie die "Erdwerke" zu deuten sind und in welchem gesellschaftlichen Kontext sie stehen, ist spätestens seit den Befunden in Herxheim ein interessanter Aspekt hinzugekommen. 

Bandkeramische Siedlungsstelle in Herxheim

Ausgrabung Herxheim: Der elliptische Ring beschreibt den vermuteten Verlauf des Erdwerks und die Siedlungsfläche der bandkeramischen Siedlung.

Die Besiedlung in Herxheim beginnt etwa um 5300 v. Chr. (Phase Flomborn, ältere Linearbandkeramik). Gleichzeitig mit der Errichtung der ersten Langhäuser wird auch schon mit dem Bau des „Erdwerks“ begonnen (vgl. Haack 2006). Auf den ersten Blick erweckte das bandkeramische „Erdwerk“ von Herxheim bei den Grabungskampagnen von 1996 bis 1999 den Eindruck einer typischen Verteidigungsanlage: Ein "Doppelgraben" umschloss die Siedlung auf einer Fläche von ca. 3 ha in der Form einer Ellipse , von der – erosionsbedingt – nur wenige hausbegleitende und andere Gruben dokumentiert werden konnten (vgl. Heidle). Verstreute Knochen vollständige Skelette, Torsi im anatomischen Verband, über 400 Schädelkalotten und zu kleinen Fragmenten zerschlagene menschliche Langknochen schienen von einer kriegerischen Auseinandersetzung zu zeugen und wurden für eine gesellschaftliche Krise am Ende einer langen Phase kultureller Homogenität interpretiert (vgl. Heidle).

Grubenwerk statt Grabenwerk

Auf den zweiten Blick und im Zuge genauerer Untersuchungen zeigte die Herxheimer Anlage ein ganz anderes Gesicht. Die Gräben wurden nicht als schützende Struktur am Stück ausgehoben, sondern setzen sich aus überlappenden langen Gruben zusammen, die während der gesamten Nutzungsdauer der Anlage von ca. 350 Jahren angelegt wurden (vgl. Haack 2006). Auch der kriegerische Ansatz (Massaker) ließ sich nicht bestätigen, denn wie die Keramik, die Silex- und Felsgesteingeräte wurden auch die menschlichen Knochen bewusst und nach bestimmten Regeln zerschlagen und zugerichtet. Zumindest am Ende seiner Nutzung besaß das „Grubenwerk“ keine normale Siedlungsfunktion mehr.

Nach dem aktuellen Forschungsstand war am Ende der Bandkeramik an diesem Ort ein "Kultort", an dem man in einem Zeitraum von 50 Jahren, im Rahmen bisher unbekannter Riten, hochgerechnet ca. 1200 Leichname/Knochen  beisetzte. Die Knochen stammen alle von frischen Leichnamen und wurden nicht – wie ursprünglich angenommen – aus früheren Gräbern aus nah und fern umgebettet und erst in Herxheim zerlegt. Die Schnittspuren an den Knochen zeugen davon, dass die Körper systematisch vom Fleisch befreit und wie Tiere zerlegt wurden, die man essen will. Um ca. 4950 v. Chr. endet diese makabere Tradition ohne die Anzeichen einer kriegerischen Auseinandersetzung. Die Befunde in Herxheim werfen ein neues Licht auf die Frage nach dem Ende der bandkeramischen Kultur. Möglicherweise steht das „friedliche“ Ende des „Totenkults“ in Herxheim für einen einschneidenden gesellschaftlichen Wandel in dieser Zeit, der auch das Ende bandkeramischer Traditionen, Werte und der spezifischen Kultur markiert. Geklärt ist die Frage aber noch nicht. Kulturell folgen am nördlichen Oberrhein auf die Linearbandkeramik zwischen 5050 und 4900  v. Chr. die „Hinkelstein-Gruppe“, zwischen 4900 und 4700 die „Großgartacher Kultur“ und zwischen 4600 und 4400 v. Chr. die „Rössener Kultur“ (Sperber 1995, 14).

Quellen:

Bernhard, Helmut: Der Neustadter Raum in vorgeschichtlicher Zeit

Haack, Fabian: Grubenkette und Schädelkalotten. Die aktuelle Grabung in Herxheim „Gewerbegebiet West“, September 2006 http://www.archaeologie-speyer.de, Stand: 24. April 2008

Haidele, M. N.: Das bandkeramische Grubenwerk Herxheim/Pfalz: Die Menschenknochen, http://www.urgeschichte.uni-tuebingen.de/index.php?id=201, Stand: 24. April 2008

Kuckenburg, Martin: Vom Steinzeitlager zur Keltenstadt. Siedlungen der Vorgeschichte in Deutschland, Stuttgart, 2000

Möthrath, Birgit, Herxi - ein Pfälzer Kannibale?, Die Rheinpfalz am Sonntag, 13. Juli 2008, 5

Sperber, Lothar: Die Vorgeschichte in der Pfalz und am nördlichen Oberrhein, in: Die Vorgeschichte, Speyer 1995

Wunn, Ina: Götter, Mütter, Ahnenkult, (Dissertation, pdf), Leidorf 2001, Stand 24. April 2008

Wikipedia: Bandkeramische Kultur,  http://de.wikipedia.org/wiki/Bandkeramik, Stand 24. April 2008

archaeoflug 2007/08


Weiterführende Links:

Bandkeramik

Siedlungsstelle

Ausgrabung in Herxheim.

2007/2008

+

Neolithikum

Langhaus der Bandkeramik

Variante 04

Ausgewählte Rekonstruktionen

+

Neolithikum

Langhaus der Bandkeramik

Variante 03

Ausgewählte Rekonstruktionen

+

Neolithikum

Grubenanlage Herxheim

Version 2013

Ausgewählte Rekonstruktionen

+

 


www.archaeoflug.de