P04746 - Villa rustica

Bild 1: P04746 - Herrenhaus einer villa rustica (Luftbild v. 12.06.2011)

Auf dem Luftbild vom 12.06.2011 können die negativen Bewuchsmerkmale der Fundamente des Herrenhauses einer villa rustica erkannt werden. Obwohl sich die Strukturen nur undeutlich und unvollständig im Weizenfeld abzeichnen, lässt sich feststellen, dass es sich wahrscheinlich nicht um einen einfachen römischen Gutshof, sondern eher um einen Landsitz eines Angehörigen der römischen Oberschicht gehandelt hat.

Bild 2: P04746 - Herrenhaus einer villa rustica (Luftbild v. 15.07.2011)

Das Herrenhaus, mit einer Frontlänge von ca. 64 Meter, liegt in leichter Hanglage und ist südöstlich ausgerichtet. Es gliedert sich in einen rechteckigen Zentralbau und zwei lang gestreckte Seitenflügel (Risalite). Ein U-förmiger Säulengang (Porticus) verbindet den Zentralbau mit den beiden Seitenflügel (Bild 4 u. 5). Der Abstand zwischen den Seitenflügel beträgt ca. 35 Meter.

Da der Gebäudekomplex teilweise von einer Fläche gestört ist, kann an Hand der Luftbilder die Tiefe nicht ermittelt werden. Ausgehend von den sichtbaren Strukturen der Seitenflügel beträgt die Tiefe ca. 35 Meter.

Bild 3: Herrenhaus und Nebengebäude

Bild 4: Herrenhaus - Porticus

Bild 5: Herrenhaus - Porticus

Während  in den Seitenflügeln (Bild 4) noch einzelne Räume gut zu erkennen sind, ist die Inneneinteilung im Zentralbau nur rudimentär sichtbar.

Am linken Seitenflügel (Bild 6) ist ein halbrunder Anbau (Konche) zu erkennen, bei dem es sich wahrscheinlich um einen Teil des Badetraktes handelt, der in diesem Gebäudebereich untergebracht war.  

 

Bild 6: Herrenhaus - Badetrakt

Nebengebäude

Neben dem Herrenhaus bestand eine villa rustica noch aus mehreren, innerhalb eines ummauerten Hofs gelegenen, Nebengebäuden mit unterschiedlichen Funktionen.

Ein interessanter Befund befindet sich in unmittelbarer Nähe hinter der Rückfront des Herrenhauses (Bild 3). Es handelt sich dabei um ein Gebäude mit ca 20 Meter Länge und ca. 8 Meter Breite. Auch wenn sich die Inneneinteilung nur unscharf im Luftbild abzeichnet, sind einige länglich, schmale, an der Breitseite offene Raumteile deutlich sichtbar. Die differenzierten Strukturen erinnern an eine Darre oder Boxen in einem Stall. Möglicherweise handelt es sich dabei um einen Pferdestall für die Reitpferde des Villenbesitzers (Bild 7).

Weitere Nebengebäude können zur Zeit in unmittelbarer Nähe des Herrenhause nicht zweifelsfrei erkannt werden.

Bild 7: Nebengebäude - Pferdestall?

Bild 8: P04746 - Positive und negative Bewuchsmerkmale außerhalb der Hofanlage

Ein Gebäude, oder besser ein Gebäudekomplex, befindet sich scheinbar westlich, ca 320 Meter vom Herrenhaus entfernt. Zu erkennen ist ein Gebäudewinkel (ca. B10 m, L15 m). Berücksichtigt man noch eine zur Breitseite verlaufende Mauerstruktur, dann könnte das Gebäude ca. 33 Meter lang gewesen sein. Zusätzlich sind in diesem Bereich zwei punktförmige Bewuchsmerkmale zu erkennen, die auf Pfosten schließen lassen. Vier weitere Strukturen sind in der rechten unteren Bildhälfte erkennbar. Auffällig sind zwei runde, negative Merkmale mit einem Durchmesser von ca. 8 Meter und ein positives, schlüssellochförmiges Bewuchsmerkmal (D8 m).

Bild 9: Positive und negative Bewuchsmerkmale außerhalb der Hofanlage

Über die Funktion der entdeckten Strukturen kann nur spekuliert werden. Die Summe der Möglichkeiten ist groß. Einzig bei den „runden“ Merkmalen ist zu vermuten, dass es sich um Brennöfen, z. B. Kalkbrennöfen, gehandelt haben könnte.

Hofbegrenzung

Die Frage, ob die oben beschriebenen Strukturen der villa rustica zu zuordnen sind, ist offen. Ebenso die Frage nach einer zu erwartenden Hofbegrenzung. Einzig einige parallel, beidseitig zur gestörten Fläche verlaufende positive Bewuchsmerkmale könnten in diese Richtung interpretiert werden. Beispielhaft sind für die linke Seite ein Teil der angesprochenen Strukturen in Bild 10 und 11 dargestellt.

Bild 10: Linke Hofbegrenzung

Bild 11: Linke Hofbegrenzung

Ob es sich bei den Strukturen um Gebäude handelt, die entlang einer Hofmauer angeordnet sind, kann an Hand der aktuellen Luftbilder nicht geklärt werden. Erschwert wird die Analyse auch durch die rechtwinklig verlaufenden Ackerfurchen, die ein Erkennen einer möglichen Inneneinteilung einschränken.

Zusammenfassung

Leider hat ein anhaltendes schlechtes Flugwetter uns gehindert weitere Aufnahmen von dem interessanten Befund zu machen. Möglicherweise werden wir bis 2012 warten müssen um an dieser Stelle, mit zusätzlichen Luftbildbefunden, über weitere Erkenntnisse berichten zu können.

Bild 12: P04746 - Zusammenfassung - Stand: 15.07.2011

Rekonstruktionen

Für eine Rekonstruktion ist die Befundlage zur Zeit noch ausgesprochen schlecht. Die zwei  nachfolgenden Varianten sind daher nur als Muster zu verstehen, um das architektonische Grundprinzip des Herrenhauses zu verdeutlichen. Auf besondere Ausführung und Details wurde daher auch bewusst verzichtet. 

Bild 13: P04746 - Herrenhausvariante 01 (Vereinfachte Darstellung)

Bild 14: P04746 - Herrenhausvariante 02 (Vereinfachte Darstellung)

Weiterführende Links:

Römische Siedlungsspuren in der Pfalz

Luftbilder – Luftbildinterpretationen - Rekonstruktionen - Prospektionen

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